Wie ich zur Analogfotografie gekommen bin

Schattdorf Uri, Dezember 2016 mit Konica Autoreflex T3N und Ilord XP2
Schattdorf Uri, Dezember 2016 mit Konica Autoreflex T3N und Ilord XP2

Eigentlich wollte ich einen kurzen Blog darüber schreiben wie und warum ich mich zur Zeit so intensiv mit der Analogfotografie auseinandersetze. Aus dem kurzen Blog wurde dann aber ein relativ langer Artikel, den ich niemanden zumuten wollte. Darum habe ich für euch hier erst mal den ersten Teil, nämlich wie ich zu dem ganze gekommen bin und auch was ich mittlerweile an analogen Kameras so herum stehen habe.

Als Kind habe ich die letzten Jahre erlebt, in denen die analoge Fotografie noch Mainstream war. Ich weiss noch dass ich mit der analogen Kompaktkamera der Familie ins Klassenlager ging und danach die entwickelten Abzüge in der Klasse herum zeigen konnte. Also noch nichts mit Smartphone und Whatsapp. So kurz ich die „analoge" Zeit aber noch mit erlebte, so schnell verschwand sie aus meinem Alltag, wie auch aus dem Alltag der meisten Menschen. Längere Zeit waren andere Themen auch wichtiger als die Fotografie, oder anders gesagt Pupertät . Nach dem ich mich wieder für die Fotografie anfing zu interessieren, kriegte ich die alte Spiegelreflexkamera meines Vaters in die Hände. Eine wunderbare Konica Autoreflex T3N mit verschiedenen Objektiven. Ich fing an damit herum zu spielen, merke dass sie kaputt war, lies sie reparieren, füllte einige Filme und lernte einiges dabei. Schlussendlich kaufte ich mir eine digitale Spiegelreflex und die Analoge landete bei mir in einer Ecke und lag da für ein paar Jahre.

Konica T3N mit Kodak TMax100
Konica T3N mit Kodak TMax100

Vor nun über einem Jahr war ich fotografisch in einer kleineren Krise und hatte die Lust an dem was ich bisher gemacht habe etwas verloren. Ich habe andere Motive gesucht, mich mit anderen Themen auseinandergesetzt und als eine der Konsequenzen aus den Überlegungen nahm ich die alte Konica wieder raus und ging damit in die Stadt. Es hat mich sofort wieder gepackt! Das manuelle arbeiten mit der Kamera, das nicht sehen der Ergebnisse und das warten bis die Bilder fertig sind erinnerte mich wieder an meine Anfänge. Nicht ganz unschuldig an dem Ganzen ist auch Bettina, die mich ermutigte und mir geholfen hat. Und nicht zu vergessen natürlich ihre Kiste voller alter abgelaufener Filme mit denen man herum experimentieren konnte. Von da an lies mich das Thema nicht mehr los. Ich fing an verschiedene Filme zu testen, Schwarz Weiss und Farbe, probierte die noch vorhandenen Objektive aus, kaufte eine zweite kleinere Konica TC und nahm die Kameras überall hin mit. Ob auf einer Skitour, beim Schneeschuhwandern, in der Stadt oder bei einem American Football Spiel, immer war eine der analogen Kameras auch dabei. Vor allem das Weitwinkel Objektiv der Konica hat es mir angetan und ist mittlerweile meine Standart Linse.

Als logische Konsequenz für jeden der sich mit der analogen "Sucht" angesteckt hat, habe ich mir im Frühsommer 2016 meine erste Mittelformat Kamera gekauft. Lange habe ich nach der richtigen Kamera gesucht und lange war ich mir auch nicht sicher was ich wollte. Zuerst suche ich nach was im Hasseblad Stil, also eine einäugige Spiegelreflex mit Lichtschachtsucher, fand aber nie wirklich das passende für mich. Schlussendlich fand ich die Fuji GW690ii, eine Rangefinder  Mittelformat Kamera mit dem Format 6x9. Die GW690 ist als Rangefinder ein eher ungewöhnlicher Vertreter bei den Mittelformat Kameras, hat dazu eine fix montierte Festbrennweite und keinen Belichtungsmesser, ist somit also auch komplett manuell zu bedienen. Die Kamera ist im Grunde genommen auf das Minimum reduziert was eine Kamera können muss und braucht dazu extrem viel teuren Film.

Louisa
Beide Bilder mit der Fuji GW690ii, mit Ilford FP4 und Kodak Portra
Isa

Aber wieso habe ich mich genau für diese Kamera entschieden? Zum einen fand ich das Rangefinder Prinzip sehr interessant und wollte das ausprobieren, zum anderen reizten gerade die Einschränkungen der Kamera und die Herausforderungen die damit einher gehen. Keine Möglichkeit die Brennweite zu ändern, auch nicht mit Wechselobjektiven und dann auch noch eine Brennweite, mit der ich nicht wirklich geübt bin waren sicher die grössten Herausforderungen an der Kamera. Im komplett manuellen Arbeiten war ich ja schon geübt. Der einzige unterschied dabei war, dass ich mit einem externen Belichtungsmesser arbeiten musste und keinen in der Kamera hatte wie bei den beiden Konicas. Eine Hilfe war sicher das 3x2 Format der Kamera, welches ich schon vom der Digitalfotografie wie auch von den Konicas kenne, das machte das Komponieren von Bildern einfacher.

Seit ein paar Monaten benutze ich die Kamera nun und zur Zeit ist es wahrscheinlich sogar meine meist genutzte Kamera. Auch bei den "normalen" People Shootings habe ich sie immer im Gepäck und mache auch jedes Mal ein paar Bilder damit. Ich habe auch schon verschiedene Shootings nur mit der Fuji gemacht, auch wenn ich sie dafür nur bedingt geeignet finde. Bereut habe ich den Kauf der Kamera zu keinem Zeitpunkt. Die Kamera war durch ihre Einfachheit ein idealer Einstieg ins Mittelformat und die Qualität der Negative sind einfach genial! Ich konnte mit der Kamera unglaublich viel lernen, nicht nur über Mittelformat sondern über analog Fotografie und Fotografie im Allgemeinen. Auch wegen ihrem noch akzeptables Gewicht kann ich sie trotz ihrer Grösse auch gut für Unterwegs mitnehmen, das heisst ich nutze sie auch und sie liegt nicht nur zu Hause im Schrank.

Fuji GW690ii mit Ilford FP4
Fuji GW690ii mit Ilford FP4

Nun aber zu den neusten Entwicklungen was das Thema Mittelformat betrifft. Zuerst suchte ich ja nach einer Kamera im Hasselblad Stil, bevor ich mach dann für die Fuji entschieden habe und die Idee lies mich nie wirklich los. Das es nicht meine letzte Mittelformat Kamera werden wir, war mir auch von Anfang an klar, dazu war sie mir doch etwas zu sehr eingeschränkt und das allseits gefürchtete GAS macht auch vor analogem Equipment nicht halt. Das es aber so schnell geht hätte ich auch nie gedacht. Vom Dealer meines Vertrauens wurde mir eine wunderbare Rolleiflex SL66SE angeboten und da konnte ich einfach nicht widerstehen. Die Rollei ist abgesehen vom selben Film ungefähr das komplette Gegenteil der Fuji. Sie ist schwer, unhandlich und bietet extrem viele Möglichkeiten oder in anderen Worten, ein kompliziertes, zu beherrschendes Biest. Die Kamera ist eine 6x6 Schachtsucherkamera und ich konnte dazu 2 Objektiven kaufen. Ein schönes Weitwinkel und eine super Portrait Brennweite. Anders als die Fuji, also genau etwas für Portraits, wofür ich sie auch in erster Linie nutzen möchte. Nach einem ersten ernsthafteren Test, wurde mir klar das es definitiv eine komplett neue Herausforderung für mich ist. Die Kamera hat zwar nun einen Belichtungsmesser, aber das Handling ist überhaupt nicht mit den restlichen Kameras die ich kenne zu vergleichen. Auch das quadratische Format ist neu für mich, das komponieren und arrangieren mit dem quadratischen Bildformat stellt mich wieder vor neue Herausforderungen. Aber ich freue mich extrem auf die neuen Erfahrungen und hoffe wenn ich das Biest mal gebändigt habe, werde ich dafür um so weiter sein mit meiner Fotografie.

Was mich bei der Arbeit mit Film so begeistert und wieso ich immer mehr mit Film mache, könnt ihr in meinem nächsten Artikel über Analogfotografie lesen.